zwischen 1975 bis 1987 bin ich mehrfach als mitreisender Familienangehöriger zum Sondertarif (Tagessatz von knapp 9,- Mark und 80 Pf zusätzlicher Haftpflichtversicherungsbeitrag) auf den Frachtern der Seerederei Frigga mitgefahren, für die mein Vater von 1954 bis 1988 gefahren ist.
Da sah die Besatzung noch so aus: Kapitän 3 Offiziere (1., 2. und 3.) 1 Funker 1 Chief 3 Ingenieure (1.,2. und 3.) 1 Elektriker 1 Bootsmann 1 Storekeeper 3 Reiniger (meist Schwarzafrikaner) 2 Decksleute (meist Portugiesen) 1 Koch 1 Bäcker (wurde dann durch Küchenhilfe ersetzt) 2 Stewards 1 Wäscher (war immer ein Chinese)
In den Häfen in NL (Rotterdam, Amsterdam) und in Monrovia (Elfenbeinküste) kam grundsätzlich ein Vetreter der Reederei (Zahlmeister) an Bord und brachte Dokumente, Geld und Post mit.
Die Hirarchie an Bord war streng geregelt, es gab 2 Messen, eine unten neben der Küche (hieß „Speiseraum“ die war für das Personal ab Bootsmann abwärts, alle anderen wurden oben beköstigt (hieß „Messe“) und es gab einen Raumtrenner, so das Kapitän mit Funker und Off´zen etwas separiert saß. Oben wurde von den Steward aufgetragen und serviert, unten gab der Küchenhelfer durch die Durchreiche die Schüsseln hindurch. Oben gab es weiße gebügelte Tischdecken, Stoffservietten und es wurde eingedeckt, unten gab es 3 Blechwannen mit Besteck und eine rotweißkarierte Wachstischdecke. Gästen und Kindern war es untersagt den Speiseraum zu betreten, die Küche war für jeden tabu. In der Messe war Arbeitskleidung untersagt und es bürgerten sich schnell feste Plätze ein. Das herumtoben auf den Gängen war untersagt, besonders da, wo das Schild „Nachtwache“ an der Türlaibung angesteckt war. Auch „unten“ hatte man nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Die Treppen hatte man nicht zu stampfen oder zu rennen, lautes Rufen war untersagt, wurde man dabei erwischt, gab es direkte Ermahnung an das Elternteil.
Es gab auch einen Gemeinschaftsraum (keine Arbeitskleidung erlaubt) mit Filmprojektor, später dann Videorecorder und Atari und einer eingebauten Bar, aber da hatten wir Blagen nichts zu suchen (war auch verschlossen), von den Leuten „von unten“ hatte ich nie dort jemanden angetroffen. Filmabend wurde ans schwarze Brett geschrieben, einer der Stewards organisierte, kümmerte sich und legte den Film ein, und der Funker pinnte jeden Tag die neuesten Nachrichten mit der Schreibmaschine getippt an, nach dem Mittag gab es dann immer das neueste vom neuen.
Je nach dem, wie der Alte drauf war, durfte man als Gast auf die Brücke, oder aber eben nie. Grundsätzlich nur bis an die Türschwelle, erst auf Zeichen, durfte man die Brücke betreten, als Kind hatte ich schnell raus, welcher der Offizieren pro Kind eingestellt war, man durfte sich die Radarmonitore ansehen oder sich den Kurs auf der Karte zeigen lassen, viele Stunden habe ich auf einem Barhocker verbracht und einfach nur nach Vorne geschaut, besonders spannend war das dann jedesmal in der Biskaya auf Kurs SW.
Über der Brücke war das Peildeck, waren Frauen an Bord, war der Zutritt für Männer verboten, es gab auch nur eine Zugang von der Treppe zur Nock an Backbord am Funkerraum vorbei, Funker und Offz im Dienst hatten also im Blick, wer auf dem Peildeck war und wer nicht, durch die hohe Schanz war dieses Deck extrem Windgeschützt und daher beliebt als Liegefläche zum Sonnen, für uns Blagen uninteressant, denn der „Pool“ war 2 Etagen tiefer und dort gab es genug Platz auch zum speieln und toben, darunter waren Maschinenräume, das störte dann niemanden.
Die Trennung zwischen oben und unten sieht man heute anders als damals.
Ein Schiff ist im Hafen sicher, dafür wurde es aber nicht gemacht.
Ein schöner Bericht und ein unbekannter Einblick in dein Leben. Heute ist die Welt nicht nach oben und unten sondern zwischen arm und reich aufgeteilt...keine Verbesserung, sondern nur anders..
=================================================== Immer wenn irgendwo "Gelingt immer " drauf steht , haben die nicht mit mir gerechnet "
einfach schön, dass Du uns dies so erzählst. Das ist der Stoff von dem ich als Kind immer so begeistert war. Eines meiner Lieblingsbücher war der "Seeteufel". Es war für mich wichtiger als Latein, Mathe und Physik. Dabei bin ich ja garnicht zur See gefahren im echten Leben. Klar, für ein schön gebautes Modell durfte ich als Bonus mal mitfahren. Mein absolutes Highlight waren 2 Stunden mit einem 54' Arun Lifeboat auf der irischen See im späten September in den Mitt80er Jahren. Irgendwie zehre ich heute noch davon. Sowas vermisse ich am Meisten.
Moin Boris, manchmal darf Frau auch neidisch sein….. Verglichen mit meinen kindlichen „Freiheiten“ - Spazieren auf dem Friedhof - nur auf den Wegen und immer schön leise….- würde ich gerne mit dir getauscht haben. Ein Großcousin meiner Mutter war in Wilhelmshafen bei der Marine, später auch als Ausbilder, und ich habe ihn immer bedrängt, mich mitzunehmen. Das ging natürlich nicht… Herzlichen Dank für diese geteilten Erlebnisse. Lg Elke
Über den Wind können wir nicht bestimmen, aber die Segel können wir richten! .....Wikinger Weisheit.....
danke für den Einblick in diese Zeit! Gestern begegnete ich in Bremerhaven einem Überbleibsel - gebaut 1966 demnach genauso alt wie manch einer hier von uns....
Hey, unsere größten Seereisen...? Ja, ich habe mal mit Vater und einem bekannten aus Helgoland ein neues Börteboot von Cuxhaven nach Helgoland überführt. Ich dachte damals das gleich Amerika am Horizont auftauchen würde. Die See war recht ruhig, aber ich habe am Bug jede Welle genossen.
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Heute früh ein lange geplantes Foto-Projekt durchgezogen. Die Idee dabei - unsere "Dorftankstelle" kurz vor Sonnenaufgang ablichten. Die begrenzenden Parameter: Im Sommer ist die Sonne schon oben bevor die Tanke aufmacht - dann ist das Licht aus. Im Winter ist das Licht länger an, dann ist aber auch die Chance auf ein Motiv ohne Autos recht gering, weil es in der Tageszeit schon weit fortgeschritten ist.
Heute waren (fast) alle Parameter so, wie ich sie haben wollte. Kein Kundenbetrieb, Licht an, Sonne noch gerade unten. Die Sonne (wenn denn die Bewölkung nicht gewesen wäre) hätte eine Chance gehabt, schönes zartrosa an den Himmel zu zaubern - aber gut, ich bin soweit zufrieden...
DSCF3659web.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Beim nächsten Versuch schaffe ich es vielleicht auch noch, die Lichter nicht ausbrennen zu lassen...
Ich versuche mal das so zu erklären, dass ich es selbst auch verstehe:
Das Bild ist (unbeabsichtigt) so belichtet, dass helle Bereiche (die Scheinwerfer, die Lampen etc.) keine Bildinformationen enthalten - an dieser Stelle überbelichtet, sozusagen.
Der Sensor der Kamera hat Rezeptoren für Rot (r) Grün (g) und Blau (b) - daneben gibt es noch den Alpha-Kanal (was der genau macht ist mir noch nicht klar, hat aber wahrscheinlich mit der Helligkeitsbalance zu tun.
Jetzt mal ein Screenshot von dem Photo. In meinem Bildbearbeitungsprogramm kann ich mir Informationen anzeigen lassen:
Lichter.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Der Pfeil ist nicht zu sehen, aber ich habe den Bereich rot eingekreist (links im Bild). Im Kreis rechts kann man sehen, wie die RGB-Kanäle belegt sind (0 schwarz - bis - 255 weiß). Alles dazwischen mixt die Farben. In diesem Beispiel sieht man, dass alle Kanäle auf "255" stehen - es gibt keine anderen Informationen als "weiß".
Und wenn ich das richtig verstehe, dann bezeichnet man diese Bereiche eines Bildes als "ausgebrannt". Egal mit was man Softwaremäßig aufwarten kann (Photoshop, Lightroom, Affinity Photo, u. a. ) - da kannst Du nachträglich nix mehr an Details rauskitzeln. Die Bildinformationen der "Lichter" muss man bei der Aufnahme "sichern" - also eher "unterbelichten", weil man die dunklen Bereiche eher wieder hochholen kann. Das geht (nach meiner Erfahrung) nie mit den gängigen "Automatiken" einer Kamera, da brauchts dann den manuellen Eingriff.
FG Peter.
P.S.: Natürlilch kann man als ästhetisches Stilmittel auch absichtlich "überbelichten" für die High-Key-Fotografie
also mich stören die zu hellen Säulenstücke nicht. Schlimmer wäre es, wenn die Leuchtreklame oder die Preistafel ausgebrant wäre. Ich finde das Bild in seiner Gesamtwirkung gut so.
Ansonsten: Hast Du eine Belichtungsreihe gemacht? Wenn ja, einfach ein dunkleres Bild nehmen und versuchen, die Tiefen entsprechend auzuhellen. Wenn nein, auf jeden Fall nächstes Mal eine Belichtungsreihe machen. Kamera in den manuellen Modus stellen, und ausgehend vom gemessenen Wert in halben Blendenschritten (Drittelblenden gehen natürlich auch) von einer halben Blende zu hell bis zwei Blenden zu dunkel fotografieren. Dabei die Belichtungszeit variieren, nicht die Blende. Ruhig schon während des Fotografierens einen Blick aufs Histogramm werfen.
Der Alpha-Kanal ist übrigens für die Transparenz zuständig, also ob und wie stark Teile des Bildes durchsichtig sind.
hast Du auch im RAW-Format fotografiert? JPG ist für nachträgliche Basteleien nur bedingt geeignet, und gerade dunkle Bereiche aufhellen funktioniert mit RAW wesentlich besser.
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25.09.2021 22:18
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