Moin,

hier mal ungefragt ein paar Takte von mir zu dem Thema,
wobei ich gleich dazusage, das ich kein gelernter Dreher oder
Zerspanungstechniker bin und auch keinerlei Qualifikationen
im Metallhandwerk vorweisen kann, ich drehe nur schon über
30 Jahre (eigentlich ausschliesslich) für eigene Zwecke und
komme mit meiner Drehe (Emco Maximat VP 10) gut zurecht.

für Messing brauchst Du keine HM-bestückten Drehstähle,
für Messing reicht ein sehr scharf angeschliffener Drehstahl mit
leichtem Schnittwinkel und eher stumpfe Form, bei Alu dann
eher der spitzere Anschliff.

Messing brauchst Du nicht kühlen, Aluminium schon, das fängt
sonst fies an zu schmieren, wird warm und dann noch weicher.

Wendeplatten sind geil, richtig geil, weil Du mit eingestelltem
Drehstahl bei schlecht werdendem Span einfach nur die Imbus
löst, die Platte drehst und dann weiter drehst das nachstellen
der Drehstahlhöhe zum Zentrum entfällt. Aber arbeitest
Du im Akkord? eher nicht.
Der Anschnittwinkel der Wendeplatten ist allerdings eher für
Stahl und Edelstahl geschliffen und für kleinen Abhub, das
brauchst Du für Deine Zwecke kaum, daher rate ich Dir den
Wendeplattenhalter nicht auf die Weihnachtswunschliste zu
setzen, da gibt es anderes was wichtiger wäre.

Viele von den HM-bestückten Drehstählen kannst Du auch für
Messing und Alu verwenden, sie müssen nur dafür passend
angeschliffen werden.
Drehstähle sollen einen sauberen Span schneiden und abheben,
Drehstähle reiben nicht. Drehzahl der Spindel, Durchmesser des
Rohlings und Vorschub sind daher aufeinander abzustimmen.

Ein Wort zu Stahl: ich vermute, Du wirst als Modellbauer in Deinem
Beuteschena nicht viel Stahl drehen wollen.
Messing ist was für Anfänger, ein geduldiges Material, Alu ist dann
eine Steigerung im Können, aber Stahl drehen mit so einer Maschine
ist dann schon ein paar Level höher anzusetzen, denn er ist deutlich
härter, verlangt mehr Leistung, verzeiht kein unsanftes reinrammen
des Drehstahls in den Rohling, sondern quittiert das sofort mit Gegenwehr.
Daher: üb erst mit Messing und gewinn an Erfahrung mit Deiner
Maschine und steigere Dich dann mit Deinen Anforderungen.

Anderes Zeug zum drehen:
PVC:
erfordert einen superscharfen Drehstahl, der Rohling wird gerne
warm und damit weich, kühlen geht mit Kältespray, aber nicht übertreiben.
niedrige Drehzahl und unbedingt einen sauberen Spahn schneiden, der
wird dann übrigens mehrere Meter lang.
POM :
ist wie PVC
ABS:
schmiert ekelig, wenn man den Rohling vorher einfriert geht es,
macht aber nicht wirklich Spaß in der Verarbeitung.
Pertinax:
ist klasse, staubt aber etwas, evtl Saugerrohr in der Nähe fixieren,
um die Stäube sofort abzuziehen, die Späne nimmt der Sauger nach
dem Drehen problemlos, ist fast wie Wollreste.
Plexiglas, Acryl etc:
wie PVC nur spröder, neigt zum Rattern. nur geringe Spahnabnahme
möglich, kühlen ist vorteilhaft
Kupfer:
ist wie Messing
Bronze:
ist wie Messing aber härter, geht in Richtung Stahl
Rotguss:
ist wie Bronze, aber etwas spröder. Auch hier wären Drehstähle mit
HM-Wechselplatten geeignet.
Edelstahl:
lass es lieber, ist noch eine Steigerung zu Stahl, verlangt eine
präzise laufende Maschine, am besten mit Dauerkühlung und
unbedingt mit automatischem Support etc, ist rein von Hand
sehr schwer zu drehen. Rohre versuchen dem Drehstahl auszuweichen.

So ein Rückstoßverstärker für das MG3 ist ja nett als Übungsstück,
aber wenn Du etwas über die Maschine erfahren willst, spann mal
15 mm Vollmaterial rund mit ca 15 bis 20 cm länge ein und dreh
einen sauben Zylinder und mess mittig und an den Enden die
Durchmesser mit dem Micrometer - alle drei gleich? klasse, weitermachen,
wenn nicht, finde den Fehler (meistens ist das Zentrum des Reitstocks
nicht auf die Spindel zentriert, sollte man nachstellen können)

Nächste Übung wäre dann z.B. den gleichen Rohling nicht in Futter
und Spitze zu spannen, sondern frei laufend nur im Futter. Das
macht man eigentlich nie mit langen Längen, aber zum Testen gut
geeignet, um zu sehen, wieviel Lose das Spindellager hat. Also spann
mal mit ca 10 cm Länge frei ein und dreh einen Span von 0,1 auf
der Länge des Rohlings herunter, schau aber vorher bei Maschine im
Stillstand wie dicht Du an das Futter heran darfst und stell den
Begrenzer entsprechend ein und fest.
schön vorsichtig und langsam. Mess den Durchmesser, unterschiedlich?
das ist der Rohling dem Drehstahl ausgewichen, einerseits aus dem
Lose des Lagers heraus, abdererseits durch (federnde) Verformung.
Das steigerst Du mit immer größer werdender Abnahme, dadurch
wird die Belastung aller Komponenten gesteigert. Jedesmal messen
und vergleichen, so lernst Du Deine Madame kennen und achte dabei
mal auf die Geräusche.

Bei meiner Maschine bin ich in der Qualität verwöhnt, auf 800 mm
habe ich bei 60 mm eine Abweichung von unter 0,005 mm - damit
komme ich klar. Selbst bei 0,05 mm sollte man im Hobbybereich
nicht meckern.

Es gibt Tabellen, wo Drehzahl Durchmesser und Vorschub dargestellt
werden, kann man sich ansehen, hatte ich auch mal als Hilfe angepinnt,
aber wieder weggeschmissen (braucht man zum Autofahren auch nicht)
ich drehe nach gehör und fahre gut damit, habe allerdings auch eine
sehr lange Lehrzeit hinter mir. Man spürt an den Vibrationen und den
Geräuschen, wenn Du dem Drehstahl zuviel abverlangst, Du siehst es
aber auch am Span und an der Oberfläche, die der Drehstahl auf dem
Rohling hinterlässt - taste Dich heran, learning by doing.

Zu Deinen Stählen: die kann ich nicht alle erkennen, es scheinen aber
mehrere dabei zu sein, die speziell angeschliffen wurden, einige sehen
mir nach „Nutenstecher“ aus.
Die Standardformen kannst Du den einfachsten Lehrbüchern zum
Thema entnehmen und abschauen. Die Basis sind 5 bis 6 Stück und
je nachdem wirst Du Dir ein paar für Deine Bedürfnisse angepasst
anschleifen und damit über Jahre zurechtkommen.

Wort zur Sicherheit:
keine Handschuhe tragen!
keine weiten Manschetten oder Ärmel! keine losen Kleidungsstücke!
keine Halstücher, Schals oder anderes Gedöns (auch keinen Schmuck)!
Licht, gute Sicht ist wichtig! Lampen nur mit Schutzglas verwenden!
Es darf Dich beim Drehen keiner von hinten ansprechen oder Berühren.
Ordnung ist Sicherheit, nichts liegt herum, das sich überkreuzt.
bückendes arbeiten ermüdet, die Maschine sollte so aufgestellt sein,
das Du bequem davor stehst, alles erreichen und bedienen kannst und
freien stolperfreien Austritt in alle Richtungen von der Maschine weg hast
und die Maschine steht natürlich fest und unverrückbar und nicht mal
eben so auf dem Tisch. Der Ausschalter ist fest installiert (Kein Kabelschalter,
kein Fusschalter) und immer gut erreichbar (den musst Du blind im Reflex
leicht erreichen können)

Sauberkeit:
immer wieder Späne wegfegen, Späne klemmen sich da ein, wo Du sie
nicht gebrauchen kannst.
nie bei laufender Maschine fegen.
besorg Dir: alte Zahnbürsten, einen flachen Rosshaarpinsel 40, einen
etwas festeren Schlauch von 40 bis 50 cm Länge zum Ausblasen.
Späne sind übrigens für Deinen Staubsauger schwer zu verdauen, die
feinen Messingspänchen nimmt er, aber die Rillen im Schlauch setzen
sich damit zu. Bei Spänen, die wie Korkenzieher aussehen, solltest Du
den Staubsauger in der Ecke stehen lassen, den Knoten aus Spänen
bekommst Du da nicht mehr schadfrei raus.
Drechseln mit Holz? auf der gleichen Maschine ist verpönt unter „Metallern“,
der Staub zieht Feuchte an und bildet ein Rostpflaster. Solltest Du drechseln,
dann ist peinliche Sauberkeit ein zwingendes Muss wenn Du weiterhin
Spaß und Funktionalität an Deiner Maschine haben möchtest. Das schlimmste
am Holzstaub ist, das er sich überall absetzt und reinkriecht, sogar in
Dein Backenfutter in die Gänge der Gewindespindeln, sogar in den Schalter ....


Tja, Fragen? ruf mich einfach (7 - 18 h) an, meine Nummer hast Du

Moin,

soweit erstmal,
jetzt Bohrfutter setzen, Zentrierbohrer einspannen, Zentrierloch setzen,
Futter raus, mitdrehende Spitze rein und so den Rohling in die Spitze nehmen.
abdrehen und neu messen - ich bin gespannt.