damit mir während der nächsten vier Wochen Winterschlaf nicht langweilig wird, habe ich heute beherzt ins Regal gegriffen und den gut abgehangenen Bausatz der "Harlestrand" ans Licht gezogen. Die Harlestrand wurde 1953 bei der Mombach Rheinwerft als Landungsboot L 922 "Marne" für die Franzosen zur Verwendung auf dem Rhein gebaut. Im Aussehen ähnlich dem Standardtyp Mannheim 59, aber der Aufbau ist untenrum wesentlich voluminöser.
Ab 1981 fuhr das Schiff dann als "Harlestrand" für die Reederei Warrings als Inselversorger zwischen Harlesiel und Wangerooge. Der untere Teil des Aufbaus war noch original, das Ruderhaus wurde neu gebaut. Aus dieser Zeit gibt es hier ein paar schöne Fotos, gleich mit Anregung für die Beladung, als Serviervorschlag sozusagen. Anfang der 2000er wurde die Harlestrand dann verkauft, lag zuerst in Emden, dann bei Karl-Heinz Heuer in Petkum und wurde 2008 bei Heeren in Leer abgewrackt. (Frage an die Eingeborenen: Ihr habt nicht zufällig noch irgendwelche Fotos im Schatzkästchen? Alles würde helfen!)
Den Bausatz gibt es übrigens bei Thorsten Harzmeier komplett als Plattenware. Als bekennender Pedant werde ich an diversen Stellen korrigierend eingreifen und ergänzen müssen. Die Quellenlage ist leider sehr dürftig, aber es existieren aktuell noch drei Schwesterschiffe. Habe gerade sieben Mails in drei Sprachen losgeschickt...
Ich verkaufe zur Refinanzierung meine Bauberichte ja gern an die "Schiffsmodell", deswegen wird hier keine ausführliche Reportage draus. Aber wenns was zu gugge gibt, gibts auch ein bis zwei Foddos.
Einen schönen 3. Advent, und nächstes Jahr endlich mal am Teich,
Fotos habe ich leider nicht, als ich auf den Inseln Juist, Norderney, Balteum, Langeoog und Wangerooge war, gab es noch keine Handys, die für mich bezahlbar gewesen wären, für den Fall der Fälle (meine beste war damals Schwanger mit unserer Tochter) hatte ich genügend Bargeld, einen geoackten Rucksack mit dem allerwichtigsten stets in greifbarer Nähe zu mir auf der Baustelle und Scall. Kennt jemand noch den Scall?
Ein Schiff ist im Hafen sicher, dafür wurde es aber nicht gemacht.
Ich durfte wieder einmal die Erfahrung machen, daß Niederländer gegenüber Modellbauern sehr hilfsbereit sind. Im Laufe des Tages wurde ich von zwei Reedereien mit Fotos und Plänen reichlich beschenkt. Nun zeigt sich, daß das Schiff vier Ruder hat, vor jeder Schraube zwei. Also nicht mittig vor der Schraube, sondern jeweils rechts und lnks. Die Anlenkung scheint außerdem so, daß die inneren Ruder mit dem doppelten Hebelweg angelenkt werden. Die Kortdüsen müßt Ihr Euch wegdenken, die sind erst nachträglich angebaut worden. Habt Ihr da Erfahrung, ob das Vorteile hat? Mein ahnungsloses Bauchgefühl würde mich ein Ruder immer mittig vor den Schraubenstrahl setzen lassen.
auf jeden Fall erreicht man mit einem Doppelruder (auf der Harlestrand zwei) eine deutlich bessere Kursstabilität im engen Fahrwasser (Priele im Watt) als mit einem "Normalruder".
Unterstützend wirkt das auch beim manövrieren, wenn eine Schraube vorwärts und die andere rückwärts dreht und man durch die vorwärts drehende noch "Druck" auf den Ruderblättern hat. Wenn man zwei Schrauben und entsprechend konstruierte Ruder hat, dreht man das Schiff auf dem Teller. Ein Bugstrahler ist dann nicht notwendig.
Die Ruderblätter auf der Harlestrand sind wie auf dem Foto zu sehen auch unterschiedlich konstruiert. Das linke ist kleiner wie das rechte und ist auch tiefer angeordnet. Da hat sich jemand richtig Gedanken gemacht.
Gruss Michael
_________________ Oosten Wind is' immer kalt - egol ut welche' Richtung he kummt (Tamme Hanken Senior)
tja, dann muß ich das wohl auch so bauen. Das linke Ruder ist kleiner, da es den größeren Aussschlag hat und unter den tiefern Rumpfteil links passen muß. Die Ruderhebel sind in Kisten auf dem Achterdeck verbaut und die verbindende Ruderstange läuft offen quer übers Heck. Neeein, die wird nicht beweglich!
Spaß ohne Ende werde ich erstmal mit dem Rumpf haben, um aus einer rechteckigen Kiste runde Formen zu zaubern.
da muß ich zuschauen, eine Landungsboot nach diesem Vorbild war mein erstes Motormodell, nach einem Schwarz-Weiß-Foto aus der Zeitschrift "Schiffsmodell" um 1980/81, Rumpf aus Balsaholz, mit Fliesenkleber gespachtelt und lackiert, nach einigen Jahren war der Rumpf hin, den habe ich dann aus Sperrholz nochmals gebaut und die Aufbauten weiterverwendet,
IMG_3313.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Viel später dann das ganze Modell renoviert, so sieht es heute aus:
da ich ja aus Holland Pläne und diverse Fotos vom Unterwasserschiff bekommen hatte, war wie schon erwähnt schnell klar, daß die vorgesehene Rumpfform wortwörtlich vorn und hinten nicht stimmt. Ich habe also versucht, unter weitgehender Verwendung der Baukastenteile und etwas PS-Plattenmaterial die Rumpfform dem Original anzunähern. Alles ohne CAD, sondern nur mit Fotos, Lineal, Taschenrechner und Bleistift. Mir hat so dermaßen der Kopf gequalmt, aber irgendwann hat es doch einigermaßen funktioniert. Die Aufbauten habe ich ebenfalls noch mal nachgemessen, neu konstruiert und fräsen lassen.
Nun geht es an den technischen Innenausbau des Rumpfes. Bedingt durch den geringen Tiefgang haben die Harlestrand und ich ein gemeinsames Problem: Wir müssen aufs Gewicht achten!
geklebt habe ich wie immer mit UHU Plast. Und ja, wenn man bei Streiflicht genau hinsieht, zeichnen sich die Spanten minimal ab. Insgesamt wäre 2mm Wandstärke sicher besser gewesen als 1,5 mm. An einigen Stellen hat sich nämlich der Rumpf im Nachhinein etwas verzogen. Ich hoffe, das Deck wirds wieder richten.
das ist auch meine letzte Verteidigungslinie. Aber man mißt halt penibel nach, klebt alles gerade zusammen, und vier Wochen später schweift das Auge über das Modell und man denkt, nanu, wo kommmt denn die Delle her?
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13.12.2020 17:02 (zuletzt bearbeitet: 13.12.2020 17:06)
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Das linke Ruder ist kleiner, da es den größeren Aussschlag hat und unter den tiefern Rumpfteil links passen muß. Die Ruderhebel sind in Kisten auf dem Achterdeck verbaut und die verbindende Ruderstange läuft offen quer übers Heck. Neeein, die wird nicht beweglich!
