Cirka 1975 war ich mal auf der -boot- in Düsseldorf und schaute mir schicke Motoryachten an. Auf einem Kleinststand hingen flotte Motoryacht-Fotografien und einige Exposes lagen auf dem Tisch. Darunter auch ein Din-A4-Plänchen für eine offene Turbinenyacht von gut 24m Länge. Ich hatte Glück und durfte mir eins der Expose's mitnehmen. Die wollte ich als RC-Modell bauen.

Es dauerte aber noch eine Weile bis dahin, weil ich aus beruflichen Gründen von Münster ins Hessische umgesiedelt war, wo einige andere Schiffsmodelle auf mich warteten.
Irgendwann hatte ich dann den Rumpf einer Sabrina über, die es bei der Fa. A.Engel in Knittlingen gab. Es folgte eine Kurzform mit gewisser Ähnlichkeit. 2motorig mit einem grossen Bleiakku in der Mitte, der Power für gut 1 Stunde Fahrzeit brachte.

Weil dieses Modell zu plump wirkte, musste was Schnittigeres her. Also konstruierte ich für die Fa. Engel eine elegante Yacht mit GFK-Rumpf im Maßstab 1:20, die im Endeffekt wesentlich besser ankam. Ein Messemuster, welches dann auch leider im Katalog abgebildet war, war durch seine falsche Interpretation meiner Pläne eher ein Puppenstubendampfer als eine Rennyacht. Ich bekam aber Ende 1980 endlich einen GFK-Rumpf vom Vertreiber und gestaltete darauf Meine Wunschyacht, zeichnete neue Pläne und nun wurden wohl einige Baukästen davon geordert.

Ich selber baute noch eine geschlossene Variante für mich, die dann mit einer Sonnenschein Hobbybat 12V-9,5Ah bestückt war, sowie einem Geist 250 Powermotor. Dieser Motor wurde von der Fa. Geist in Offenbach für Hochleistungsflieger gewickelt. Eine etwas zahmere Variante gab es dann auch für meine Rennyacht.
Mit diesem Modell fuhr ich Anfang der 80er Jahre mehrfach auf dem Main, sowie auf verschiedenen Veranstaltungen. Und wie das lange Zeit bei mir so war, wurde das Modell verkauft, um Geld für neue Ideen zu haben.

Hinterhergeträumt habe ich aber immer wieder. Eines Tages, ich war schon lange im Allgäu, bekam ich einen Anruf von einem Modellbaukollegen aus München, der mich fragte, ob ich Interesse an einem angefangenen Bausatz der Picchiotti hätte. Er hätte beruflich und familiär keine Zeit mehr dafür.
So kam dann sein Modell zu mir und es weckte mein Interesse, wieviele dieser Modelle denn wohl verkauft wurden und wo die wohl wären.

Das Münchner Modell gab ich vor 3 Jahren an einen interessierten Kollegen in Stuttgart weiter, weil ich Platz brauchte. Und nun tauchte einige Zeit vor Weihnachten ein weiteres Modell bei Ebay-Kleinanzeigen auf, was ich erwarb und welches gestern mit der verspäteten Weihnachtspost bekam.

Total untypisch komplett in Schwarz lackiert und mit Goldstreifen dem Design einer englischen Zigarettenmarke ähnelnt wurde das Modell im Ruhrgebiet mit 15ccm V-Motor über die Gewässer gejagt und hat diese Prozedur recht gut überstanden. Nun wird es aber total gestrippt und dem Original wieder angepasst.

Aber sicher Cheffe, es wird spannend

Das Original entstand ca. 1976/77 auf der italienischen Werft Picchiotti S.p.A. in Viareggio nach einem Entwurf von Don Shead, der für seine revolutionären Sportboote bekannt war, komplett aus Alu. Mit einer Länge von 80 ft und einer Breite von 19 ft, bestückt mit 2x 2500 PS-Turbinen von Lycomming fuhr dieser Spritfresser gut 40 kts. (Länge 24,4m - Breite 5,8m - Tiefgang 1,52m).
Dieses Einzelstück wurde dann in einer US-Yachtzeitung für einen "Very interesting price" als kaum gebraucht angeboten.
Zur Reduzierung der Spritkosten gab es am Heck alternativ ausklappbare Z-Drives mit 6zyl Fordmotoren, die eigentlich zum Maneuvrieren im Hafen gedacht waren.

Irgendwann später hat eine deutsch/amerikanische Firma, die auf allerlei turbinenbetriebene Wasserfahrzeuge spezialisiert war /ist? die Picchiotti weiterveräussert. Dann gab es optische Änderungen und einen schönen Namen: Starship. Diese wurde später auch mal von einem Yachtbroker mit Firmensitzen in Kalifornien und Florida veräussert.Der Neubesitzer bot seine Yacht irgendwann für 65 tsd US-Dollar an und beschrieb das Objekt als nur mit den Z-Drives benutzt an, weil er Sprit sparen wollte und wohl mit den Turbinen nicht so gut auskam. Egal, die Picchiotti sah immer noch gut aus und hatte ein sehr plüschiges Innenleben. Man findet Fotos im www sofern man nicht vom System verhindert wird. (Meine Sammelfotos, bzw. Zeitungsausschnitte stammen aus den 70er Jahren. Mithilfe dieser konstruierte ich auch meine Muster).

Die mir zuletzt bekannte Aufnahmen stammen von dieser www-Seite: https://boats-from-usa.com/not-specified/picchiotti-224400

Sehr wahrscheinlich werde ich eine modifizierte Variante mit dem Querträger über den Abgaslüftern realisieren.

Hallo Ernst,

das ist doch ein ausgefallenes Modell, wird sicher toll.
Ich hab natürlich gleich gegoogelt, aber nichts brauchbares gefunden, danke für die alten Originalbilder.

Gruß Wolfram

Gern geschehen Wolfram, habe da noch mehr.

Ich habe gestern mal Bestandsaufnahme gemacht und innerliche Schreikrämpfe bekommen :-(

Das Modell wurde vom Vorbesitzer mit 15ccm Verbrenner gefahren. Weil beim gewählten Wellenwinkel der Rennprop nicht passte, hat er kurzerhand in Grösse einer halben Walnuss den Kiel ausgefräst und verspachtelt. Ich vermute, dass der Rumpf an der Stelle mindestens 10-15mm dick ist. Von innen ist nichts zu erkennen, weil recht gleichmäßig.
Durch den DHL-Transport (ich vermute Paket Weitwurf, der aber am Karton nicht sichtbar erscheint) ist die Welle nach dem Stevenrohr um ca 35° abgewinkelt :-(
Mein Abholer von der IG sagte jedenfalls, dass die Welle gerade war und der nun zermantschte Bugkorb der Reling auch.
Feinheiten wie die zertrümmerte Frontscheibe kann ich verschmerzen, weil die eh falsch gebogen ist.

Jetzt muss erstmal innen komplett entkernt werden, um zu sehen, was noch machbar ist. Zur Not ist ja noch der zweite Rumpf da.
Der hat im Heck schon das Loch, wo die korrekte Bordwand für die zwei Z-Drives reingebaut werden sollte. Im Original gibt es zusätzlich zu den Turbinen die Ford Sabre-Zetties, mit denen man etwas langsamer in die Häfen fahren kann.

Hier die Ansichten vom Zweitrumpf.

Und hier das "Eingemachte" :-(

Moin Ernst,

wie vor einem anderen Jahrhundert........könnte stimmen

Gruß
Bernd

Hallo Bernd,

meine RSL sah viel schlimmer aus, ich habe die Öl-Sprit-Dreck Pampe mit dem Stechbeitel herausgekratzt, die Mittelwelle herausgebohrt und letztlich mit dem Hammer durchgeschlagen und durch 2 neue Wellen ersetzt.
Die Welle muß ja sowieso raus, wenn du einen vorbildgetreuen 2-Wellen Antrieb einbauen willst und der Rumpf ist doch im Prinzip in Ordnung, das wird sicher alles gut.

Gruß Wolfram

sollte man da nicht einige Liter Sagrotan reinkippen bevor man mit der Wühlarbeit anfängt,

Bernd

Ich habe was auf meinem Speicher gefunden :-)

Den alten A.Engel-Katalog und eine damals aktuelle Preisliste von 1981.
Daraus geht hervor, dass man sowohl den GFK-Rumpf einzeln erwerben konnte (Epoxyrumpf für DM 125,-) sowie den Bauplan für DM 14,80.

Nun geht die Suche weiter. Kisten mit etwa 2000 Negativen und nochmal 280 Dia's sind auch schon aufgetaucht. Nun noch das Objekt der Begierde suchen und dann für teuer Geld Papierabzüge machen lassen.